Bulgarien - Rumänien
Reisen
Dienstag 11. - Montag 17. März 2025
Nach dem Zoll wollten wir noch Geld wechseln und eine Vignette fürs Auto kaufen. Aber ausser einem Wechselbüro gibt es nichts beim Grenzübergang Malko Tarnovo. Die Dame von der Wechselstube meint, dass oben beim Zoll ein Automat für die Vignetten sei. Haben wir nicht gesehen und zurück gehen wollen wir nicht. Also versuchen wir es online zu erledigen, aber der Internetempfang ist schlecht, wir können keine lösen.
Wir fahren los und schon nach einem Kilometer wird man von einer Kamera erfasst... kurz danach verlassen wir die Hauptstrasse und folgen einer Nebenstrasse 60km bis zur Küste. Die schlechte Strasse führt durch den Wald und ist sehr kurvenreich. Wir benötigen fast zwei Stunden bis runter ans Meer. Aber dank der Zeitumstellung, Bulgarien ist nur noch eine Stunde verschoben zur Schweiz, gewinnen wir wieder eine Stunde. Irgendwo im Wald halten wir an, unternehmen eine Pinkelrunde mit Caja und versuchen noch einmal online eine Vignette zu lösen. Und siehe da, es funktioniert. Wir lösen ein 7-Tage Ticket. Von nun an sind wir wieder legal unterwegs! In Bulgarien sind praktisch alle Strassen ausserhalb der Ortschaften Mautpflichtig... Man hat eigentlich keine Chance ohne Vignette das Land zu durchqueren.
Wir kreuzen immer wieder Fahrzeuge der Border Control. Da die 270km lange Grenze hier zwischen der Türkei und Bulgarien auf über 600m, in einem riesigen Waldgebiet liegt, ist sie sehr schlecht zu kontrollieren. Andererseits gibt es auch wenige Wege über und an die, mit Stacheldraht gesicherte Grenze. Die Grenzsicherung ist noch eine Folge des Kalten Krieges, allerdings schützte der Ostblock die Grenze, dass keine Menschen aus dem Land flüchten konnten. Es gibt wenige Strassen in der Region und so kontrollieren die Zöllner hauptsächlich die wichtigen Strassen.
Unten an der Küste, in Zarewo, erreichen wir das Meer. Jetzt brauchen wir nur noch einen Schlafplatz. Die erste Nacht in einem für uns unbekannten Land ist immer ein wenig speziell. Man weiss nicht wie streng die Polizei ist und man kennt die Mentalität der Einheimischen gegenüber Campern nicht. Wir orientieren uns an der App Park4Night und finden einen Stellplatz auf den Klippen direkt am Meer. Leider windet es sehr stark und wir stehen nicht so optimal zum Wind. Aber gemäss Wetterapp sollte der Wind später in der Nacht nachlassen. Manchmal kann man nicht richtig in den Wind stehen, da das Gelände keine andere Position zu lässt. Normalerweise versucht man auch so zu stehen, dass man, bei einem Notfall, Schlechtwetter oder irgend etwas, einfach losfahren kann und nicht zuerst noch das Fahrzeug wenden muss. Auf jeden Fall geniessen wir einen schaukelnden Abend wie früher im Schnellzug.
Am Morgen ist das Wetter besser und wir können sogar ein paar Sonnenstrahlen erhaschen. Caja hat Freigang und erkundet die Umgebung um den Camper. Aber nur, weil in Bulgarien, gegenüber der Türkei, Griechenland und dem Balkan, praktisch kein Abfall herum liegt.
Später fahren wir 25km weiter Richtung Süden zum südöstlichsten Punkt von Bulgarien und der EU, an der Grenze zu der Türkei. Die holperige Strasse führt uns durch viel Wald und durch zwei Ortschaften, wo wir das Gefühl haben, in einer anderen Zeit aufgeschlagen zu haben oder vielleicht ist es noch der Ostblock Standard... Armselige, heruntergekommene Wohnblocks, ärmliche Häuser, Roma Quartiere, alte Autos, Bauruinen, riesige Fabrikgebäude, welche zerfallen und Abfall am Strassenrand. Auch ein verlassener Militärstützpunkt befindet sich in der Gegend. Wir staunen und staunen...
Irgendwo im Wald passieren wir einen Kontrollposten der Border Control, aber in diese Fahrtrichtung haben sie kein Interesse an uns und erwidern nur unser Winken.
Im Grenzort Rezovo ist es danach wieder besser. Hier scheint so etwas wie Sommertourismus aufgekommen zu sein. Es hat Restaurants und Ferienwohnungen aber im Moment ist nicht Saison und alles ist geschlossen. Es ist ein interessanter Grenzort. Auf der türkischen Seite befindet sich ein langer Sandstrand auf einer Halbinsel, welche vom Grenzflüsschen Mutlu abgetrennt wird. Der schöne Strand ist aber militärisches Sperrgebiet und auf bulgarischer Seite wird einem abgeraten, den Fluss zu durchschwimmen um an den Strand zu gelangen...
Wir schiessen unser Föteli von diesem strategisch wichtigen Ort und fahren anschliessend wieder durch die bewaldete Landschaft nach Norden.
Beim Kontrollposten werden wir jetzt aber angehalten und freundlich nach unseren Ausweisen gefragt. "Ah, Swiss, welcome to Bulgaria, enjoy and have a good trip". Wir bedanken uns und fahren weiter wieder durch die "tollen" Dörfer.
Danach suchen wir "Beglik Tasch", ein thrakisches Heiligtum (ca. 16 v. Chr.) mit riesigen künstlichen & natürlichen Felsformationen. Vom Parkplatz muss man noch ca. 45 Minuten marschieren. Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und der Aussicht auf Regen, lassen wir es bleiben, die Steine anzuschauen. Unterdessen fährt ein Deutscher Toyota Landcruiser vor. Ein ähnliches Fahrzeug hatten wir 2002 in Australien für drei Monate gemietet... das war auch eine schöne Reise.
Wir kommen ins Gespräch mit dem Deutschen, also er mit uns... nach über einer halben Stunde kennen wir seine ganze Geschichte. Hier die Kurzfassung: Er ist seit Jahren, nach einem Schlaganfall, alleine mit seinem Landcruiser unterwegs. Kompliment für den Mut und den Willen. Er bereiste auf dieser Tour Griechenland, die Türkei, Georgien und den Iran. Bei früheren Reisen war er auch schon in diesen Regionen unterwegs aber auch in Nord- und Südamerika.
Im Moment ist er auf dem "Heimweg" durch Bulgarien und Rumänien. Er will wieder einmal seine Tochter in Deutschland besuchen.
Als nächstes Ziel haben wir Sozopol auf dem Plan. Wir Parken auf dem Stellplatz in der Marina, wo wir die "guten", grosszügigen, sauberen Sanitäranlagen benützen dürfen und eine ruhige Nacht im Hafen, neben grossen Yachten verbringen. Es windet und ist recht kalt, nichts mit "vor dem Camper höckeln und Aussicht geniessen". Am nächsten Morgen ist es angenehmer mit Wind und Wärme. Wir erkunden den touristischen Ort mit dem langen Sandstrand, wo im Sommer tausende von Sonnenhungriger ihre Körper bräunen und der hübschen, sehenswerten "Altstadt" auf der Landzunge. Caja hat wieder ihren Stress mit den Katzen, aber langsam wissen wir, wie wir sie an die Leine nehmen müssen... Zu unserer Belohnung essen wir zu Mittag eine bulgarische Spezialität.
Am Nachmittag fahren wir weiter nach Burgas. Die grosse Stadt hat um die 200'000 Einwohner und einen kilometerlangen Strand. In der Stadt selber befindet sich eine nette Fussgängerzone, die meisten Gebäude sind immer noch im "kommunistischen", düsteren Grauton... aber es gibt viele Farbtupfer und moderne Läden.
Wir stellen unseren Camper in den neuen Hafen auf einen Parkplatz zwischen dem "International Congress Center" und dem Terminal der Kreuzfahrtschiffe, neben dem Hafenkran. Anschliessend unternehmen wir noch einen Spaziergang, bei starkem Wind aber nicht einmal so kalt, durch den Park und dem langen Strand entlang bis zum Pier.
Am nächsten Morgen, es ist angenehm warm. Beim Frühstück sehen wir einen riesigen Schwarm Störche über dem Hafen kreisen. Offensichtlich sind sie auf dem Rückflug vom Süden zurück nach Mitteleuropa.
Anschliessend erkunden wir die Stadt und die übersichtliche Fussgängerzone mit vielen Läden, Shops, Cafes und Restaurants wie bei uns. Man findet sich gut zurecht, Burgas ist ein netter Ort.
Danach fahren wir weiter der Küste entlang durch mondäne Badeorte mit riesigen Wasserparks, Resort- und Hotelanlagen, langen Sandstränden - Costa Brava am Schwarzen Meer.
Nach Obsor biegen wir einfach einmal rechts ab Richtung Beach und tatsächlich können wir zwischen den Hotelanlagen auf einem Parkplatz an der Beach mit Meersicht übernachten. Die riesigen Hotels sind alle leer und geschlossen. Wir spazieren noch ein wenig durch den Sand und sammeln Muscheln, Caja springt wie gestört herum, sie muss wieder einmal Energie abbauen...
Am Abend können wir im Camper direkt am Strand einen sensationellen Vollmondaufgang im Meer beobachten und eine sehr ruhige Nacht verbringen.
Kurz bevor wir am Samstagmorgen weiterfahren, erscheinen zwei deutsche Womos auf dem Parkplatz. Sie sind scheinbar nicht das erste Mal an diesem Standort. Wir plaudern noch ein wenig mit den Bayern und verabschieden uns danach. Vielleicht treffen wir uns noch einmal, sie haben eine ähnliche Rückreise wie wir.
Von hier ist die Strasse weiter von der Küste weg im Hinterland. Wir erreichen Warna, die nächste Grossstadt an der Küste. Wir haben vorgängig einen bewachten Parkplatz beim Bahnhof ausfindig gemacht, welcher zentrumsnahe ist. Hafen- und Bahnhofsquartiere sehen recht schäbig aus. Wir schlendern weiter Richtung Stadtzentrum und bestaunen die alten, heruntergekommenen Gebäude wo immer noch Leute wohnen und Business stattfindet. Weiter oben erreichen wir die schöne, einladende Fussgängerzone von Warna. Im Zentrum ist es eine schöne Stadt, mit modernen und restaurierten Gebäuden. Nach dem Rundgang genehmigen wir uns eine Pizza in einem Gartenrestaurant bei angenehmen Temperaturen. Nach der feinen Pizza spazieren wir weiter durch die sehr belebte Fussgängerzone zum Sea Garden Park und danach dem Strand entlang, mit den vielen Beachclubs mit lauter Musik, zurück zu unserem Camper. Warna hat uns, nach anfänglichem Misstrauen, gut gefallen. Der Ort ist sehr touristy, jetzt im Frühling für uns noch angenehm, im Sommer möchten wir allerdings nicht hier sein.
Wir fahren weiter, füllen noch unseren Wassertank bei einem Brunnen beim Aladja-Kloster. Den Besuch lassen wir aus, da es so viele "Gläubiger" hat...
Unterdessen ist wieder das Thema Schlafplatz. In keiner App finden wir in der Nähe einen geeigneten Platz.
Im Googlemaps sehen wir an der Golden Beach einen Parkplatz am Strand, welcher in dieser Jahreszeit sicher nicht gross benutzt wird. Und tatsächlich ist der Parkplatz an einem alten Hafen und am Ende der Hotelanlagen leer.
Für uns perfekt und die vielen Fischer am nächsten Morgen stören uns auch nicht, sie sind angenehme, ruhige Strandbenutzer...
Wir folgen weiter der Küstenstrasse und besuchen das Kap Kaliakra, auf der langen, schmalen Landspitze mit 70 m hoher Felsküste zum Schwarzen Meer. Es weht wieder ein starker Wind und wir Picknicken noch im Camper, als ein Auto langsam vor uns vorbei fährt und weiter vorne anhält.
Der Fahrer steigt aus und kommt zu uns und interessiert sich für unser Fahrzeug.
Wir kommen ins Gespräch, er kann sogar ein paar Brocken Deutsch und Englisch spricht er recht gut. Er wohnt in Warna, aber seine Eltern wohnen hier im nahen Dorf. Er gibt uns ein wenig Geschichtsunterricht, über die neuere Zeit und über früher. Da ein Nato-Stützpunkt in der Nähe sei, höre man oft die Kampfflugzeuge starten, wegen dem Krieg in der Ukraine. Auch von früher, der uneinnehmbaren Festung und dass es sicher sehenswert sei.
Er staunt, dass wir Bulgarien bis jetzt als sauber und die Menschen als freundlich empfunden haben. Wir bedanken uns für seine Ausführungen. Er stellt sich vor, er sei Ivan und wir wünschen uns gegenseitig alles Gute.
Danach besichtigen wir die Landzunge und bestaunen die Sehenswürdigkeiten. Aber der Wind ist sehr unangenehm und so sind wir froh, bald wieder beim Camper zurück zu sein.
Wir fahren weiter der Küste entlang, fahren kurz zum "Yaylata National Archeologic Reserve", aber wegen dem Wetter gibt es nur eine kurze Visite. Alles Wissenswerte kann hier nachgelesen werden. Anschliessend treffen wir auf das "Shabla Lighthouse", dem östlichsten Punkt von Bulgarien. Der Ort ist nicht so auf Touristen eingestellt, haben wir das Gefühl.
Zum Übernachten fahren wir etwas nördlicher an die Küste bei der Shabla-Beach. Es hat ein paar geschlossene Beach-Bars und ein Camping. Es werden auch viele neue Häuschen gebaut. Am Schluss vom Weiler finden wir einen Platz am Strand und haben eine sehr ruhige Nacht.
Am Morgen kommen zwei Fischer und fahren mit ihrem Bötchen aufs Meer hinaus, sammeln ihre Reusen ein und kommen zurück an Land. Der Fang wird ins Auto eingeladen und das Boot wird über den Sandstrand auf den Anhänger hochgezogen und aufgeladen. Wir winken uns gegenseitig, als sie wegfahren. Das Wetter wird schlechter und wir schauen, dass wir wieder festen Untergrund erreichen, bevor es richtig anfängt zu regnen.
Nach etwa dreissig Kilometer durch leichten Regen kommen wir an die Grenze zu Rumänien. Eigentlich sind Bulgarien und Rumänien seit anfangs Jahr in Schengen und sollten keine internen Grenzkontrollen mehr machen, aber den Zöllnern hier ist wahrscheinlich ihre Autorität etwas abhanden gekommen. Jedenfalls fordert der arrogante Beamte nur "Paper"! Andi stellt sich doof, seit wann muss man in der EU/Schengen bei einem Grenzübertritt Ausweise zeigen... Der Uniformierte verlangt mit Nachdruck unsere Ausweise. Der "Capo" geht zum Schalter um sie zu kontrollieren und die zwei Anderen, eine Älterer und einer in einer rumänischen Uniform "dürfen" widerwillig unser Fahrzeug kontrollieren. Als sie bei der geöffneten Hecktüre merken, dass es ein Wohnmobil ist, müssen wir noch formell die Seitentüre öffnen und die Kontrolle ist beendet. Unterdessen sind auch unsere Ausweise gecheckt und wir dürfen Bulgarien verlassen und in Rumänien einreisen.
Ausser dieser Grenzkontrolle hat uns Bulgarien, jedenfalls das kurze, von uns bereiste Stück, recht gut gefallen. Wir waren überrascht, wie sauber das Land ist. Es hat auch Müllhalden aber es liegt nicht überall Abfall herum, wie in anderen Länder.
Zudem fühlten wir uns auch recht sicher und die Menschen sind sehr freundlich.
Nun gehts weiter durch Rumänien.
Montag 17. bis Sonntag 30. März 2025
Nach dem unangenehmen Grenzübertritt und erst noch im Regen sind wir im elften Land auf unserer Reise angekommen. Als erstes fahren wir durch die Region Dobrudscha. Die Badeorte am Schwarzen Meer haben interessante Namen: 2. Mai, Saturn, Venus, Jupiter, Neptun, Olimp und 23. August.
In Costinești beschliessen wir zu übernachten, auf den Klippen oberhalb des Schiffwracks der Evangelia, welche am 15. Oktober 1968, unter griechischer Flagge, hier im Sturm gestrandet ist. Es weht eine steife Brise und es gibt nur noch eine kürzere Runde mit Caja. Am Morgen ist es 0°C und wir sind nicht sicher, ob es über Nacht sogar leicht geschneit hat.
Wir folgen weiter mehr oder weniger der Küste entlang nach Constanța/Konstanza, der viertgrössten Stadt von Rumänien mit über 260'000 Einwohnern und dem grössten Hafen am Schwarzen Meer. Zudem ist Constanța mit dem Donau-Schwarzmeer-Kanal mit Mitteleuropa verbunden und über der Rhein-Main-Donaukanal gibt es eine direkte Schiffsverbindung nach Rotterdam, also von der Nordsee zum Schwarzen Meer. Wir besuchen die schöne, übersichtliche Altstadt. Unterdessen scheint auch wieder die Sonne und so gibt es einen gemütlichen Rundgang.
Später geht es weiter, auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Am Lacul Tasaul, einer ehemaligen Salzwasserlagune, welche noch einen schmalen Durchfluss zum Meer hatte, wurde 1920 mit einer Schleuse zu einem Süsswassersee umgewandelt. Wir stellen uns in der hügeligen Landschaft rund um den See ans Ufer und haben eine ruhige Nacht.
Am nächsten Morgen fahren wir wieder ans Schwarze Meer, das letzte Mal auf unserer Reise, an die Plaja Corbu. Weiter nördlich befindet sich das Naturschutzgebiet der Donaumündungen und da kann man nicht mehr mit dem Fahrzeug bis zur Küste fahren. Wir spazieren über den riesigen, weissen Sandstrand und finden viele Muscheln. Das Suchen macht fast süchtig, so viele schöne, grosse Muscheln gibt es hier. Andi geht zurück zum Camper und holt einen grösseren Sack, weil die paar ungebrauchten Hundekotsäckchen, welche wir noch dabei hatten, waren schnell gefühlt. Auf dem Weg zum Camper gibt es einen riesigen Knall... Wir erschrecken alle. Nebenan am Strand ist ein Militärstützpunkt und von dort ist eine Rakete aufs Schwarze Meer hinaus geschossen worden. Wir suchen noch ein bisschen weiter nach Muscheln, als es ein zweites Mal knallt und wir der Rakete nachsehen können, wie sie am Himmel verschwindet... Logisch ist es nur eine Übung, aber es herrscht auch Krieg in weniger als 300 km Entfernung, vielleicht ist es nicht nur ein Test... Wir brechen die Muscheln-sammeln-Übung ab, verabschieden uns vom Schwarzen Meer und vielleicht ein anderes Mal wieder.
Die Landschaft hier im Südosten von Rumänien ist nur noch flach. Unendliche Weiten mit Getreidefeldern und Weiden mit Rindern und Schafen. Etwas weiter machen wir einen Abstecher zur Orașul Antic "Histria". Histria war eine antike Stadt, nahe dem heutigen rumänischen Ort Istria, an der westlichen Küste des Schwarzen Meeres. Heute liegt es an der Lagune "Lacul Sinoe". Ursprünglich als griechische Handels- und Hafenstadt gegründet, erfuhr sie in römischer Zeit eine bedeutende Vergrösserung und bestand bis in die byzantinische Zeit fort. Heute sind nur noch Ruinen und Steine vorhanden. Wir verzichten auf die Besichtigung der Steinhaufen und fahren die sieben Kilometer wieder zurück auf die Landstrasse.
Wir sollten auch wieder einmal unseren Wassertank nachfüllen. Trinkwasser kaufen wir, aber zum Abwaschen und für die Körperpflege benötigen wir etwa alle drei Tage ca. 80-90l Wasser. Aber Wasserstellen gibt es nicht mehr so oft wie in den Bergen oder in der Türkei. Auf einer App finden wir bei einer Autowaschanlage einen Wasserhahn, welcher zwar nicht Trinkwasserqualität hat, aber für uns ist es ok. Wir montieren unseren Schlauch und beginnen zu füllen mit sehr schlechtem Druck... nach etwa einer halben Stunde fährt ein Auto zu, eine Frau steigt dynamisch aus und fuchtelt herum, wir müssten den Schlauch entfernen, das ist kein Trinkwasser verstehen wir noch und überhaupt blablabla und deutet auf die Videoüberwachung. Wir verstehen "Bahnhof" aber der Tank ist unterdessen auch gerade voll geworden. Andi entfernt den Schlauch und die Dame ist glücklich, wir auch. Wir wissen allerdings nicht, ob sie nicht wollte, dass wir schlechtes Wasser füllen oder ob sie von der Waschanlage ist und gar nicht will, dass man Wasser "klaut"...
Wir ziehen weiter und fahren auf direktem Weg nach Tulcea an der Donau. Den Umweg entlang der Grenze zum Delta lassen wir bleiben, einerseits weil das Wetter nicht recht weis was es will und andererseits ist die Vegetation und das Wildlife immer noch im Winterschlaf.
In Tulcea, der Stadt mit etwa 65'000 Einwohner, fahren wir durchs Zentrum und suchen so etwas wie ein Zentrum. Aber die Stadt hat den Charme von der kommunistischen Zeit behalten und ist keine Reise wert... Tulcea ist oder war eine wichtige Industriestadt mit Werften, Textilindustrie und einer Aluminiumhütte. Allerdings mussten nach der Wende infolge Auftragsrückgang und Umweltproblemen die Mitarbeiter und die Produktionen reduziert werden. Heute ist der Tourismus ins Donaudelta ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden.
Wir besteigen über unzählig viele Treppentritte den Hügel vom "Monumentul Eroilor", einem typischen Heldendenkmal, mit schöner Fernsicht auf das Donaudelta in weiter Ferne, über die Stadt, die Donau und am Abend auf den Sonnenuntergang.
Danach ist wieder Übernachtungsmöglichkeit suchen angesagt. Den "Camping" haben wir vom Hügel gesehen... In den Apps gibt es einen Parkplatz in der Nähe vom Schiff des Präsidenten Ceaușescu aus der kommunistischen Ära, welches jetzt kopfüber am Ende des Militärliegeplatzes liegen soll...
Irgendwo soll am Donaudamm ein Platz sein, welcher über eine schlechten Weg erreichbar ist. Wir versuchen den Ort zu erreichen, aber irgendeinmal sind nur noch Gräben und Löcher als Folge vom letzten und vorletzten Regen... Nicht dass wir hier nicht durch kämen aber wir müssen Morgen ja wieder zurück und wenn es in der Nacht regnet kommt man definitiv nicht mehr zurück bis das Wasser abgelaufen und der Lehm wieder trocken ist... Aber es hat 100m zurück einen bewachten Parkplatz bei einem Bootsanleger wo man 24/7 parken kann. Marianne geht rein und fragt den Wächter. Er ist zuerst etwas unsicher, aber als wir ihm zusagen, dass wir die Parkgebühr selbstverständlich zahlen ist alles ok. Wir dürfen uns vorne am Fluss hinstellen, in der Hoffnung, dass wir viele Schiffe beobachten können, leider fahren aber fast keine.
Nach einer stillen Nacht schauen wir am Morgen noch ein wenig dem Treiben zu. Im Delta hat es viele Hotels, Resorts und auch Wohnhäuser, welche nur per Boot erreicht werden können und hier ist so ein Platz wo die Bewohner und Gäste ihre Fahrzeuge parken können und mit Taxibooten ins Delta fahren. Auch Versorgungsboote werden hier beladen.
Obwohl hier die Ukraine nur über die Donau ist merkt man eigentlich nichts vom Krieg auf der anderen Seite, aber die Menschen wird es schon beschäftigen.
Später fahren wir weiter, entlang der Donau, welche hier Grenzfluss ist zu der Ukraine. In Isaccea führt eine Fähre rüber in die Ukraine. Es stehen viele Lastwagen am Grenzübergang an und warten.
Für uns geht es weiter zur nächsten Fähre über die Donau, nach Galati, am Dreiländereck von Rumänien, Moldavien und Ukraine. Die Fähre ist speziell, es ist ein Katamaran und man fährt seitlich auf das Schiff und parkt anschliessend rückwärts auf den zugewiesenen Platz.
Galati ist in etwa gleich attraktiv wie Tulcea. Wir machen einen kurzen Stopp um zu Mittagessen.
Danach fahren wir weiter Richtung Bukarest. Unendlich, flache Landschaft bis zum Horizont. Die Bauern sind fleissig daran die riesigen Felder zu bestellen. Wir fahren über Strassen ohne auch nur eine kleine Kurve bis zum Horizont. Irgendwo im Nirgendwo finden wir, etwa 100 km nach Galati, bei einem kleinen See, neben einem Dorf, einen Stellplatz für die Nacht.
Am Morgen, kurz bevor wir weiter fahren, erscheint ein kurliger Typ auf einem Moped daher. Wir verstehen nicht was er sagt, aber aus der Gestik nehmen wir an, dass wir nicht fischen dürfen. Wir bestätigen ihm, dass wir keine Fische gefangen hätten und so ist er zufrieden und verschwindet wieder.
Wir fahren weiter durch die grosse Walachei und erreichen nach über 250 km die rumänische Hauptstadt Bukarest.
Unsere Bekannten von Istanbul sind bereits in Bukarest und geben uns ihren Standort bekannt. Für die letzten Kilometer benötigen wir über eine Stunde.
Der Stellplatz ist auf einem Areal, welches in ein paar Jahren überbaut sein wird. Es stehen viele Busse herum und irgendwo zwei Aargauer Wohnmobile. Wir stellen uns daneben. Unsere Bekannten sind irgendwo unterwegs, also unternehmen wir auch einen ersten Streifzug durch Bukarest.
Wir schlendern mehr oder weniger auf dem Prachtsboulvard "Bulevardul Unirii" entlang, über den Platz mit den "Fântânile București" bis zum "Palatul Parlamentului" dem Parlamentsgebäude, dem pompösen Palast vom Volk... ob das Volk diesen Prunkpalast auch gewünscht hat, wissen wir nicht...
Auf dem Rückweg setzen wir uns in die traditionelle, touristische "Taverna Covacider" in der Strada Covaci und essen "rumänische Spezialitäten". Das Essen ist üppig und gut. Im Dunkeln finden wir dann fast den Rückweg nicht mehr, weil wir uns auf dem grossen Platz mit den Fontänen von Google irritieren lassen. Ohne GPS wären wir auf Anhieb richtig gelaufen...
Zurück beim Camper treffen wir auch die anderen Aargauer. Nach der Begrüssung und dem Austauschen der letzten Erlebnisse ziehen sich alle in ihre Womos zurück.
Am nächsten Morgen haben die Anderen bereits Programm und wir besichtigen die Stadt. Für den Abend haben wir zum gemeinsamen Nachtessen in einem Restaurant in der Altstadt abgemacht.
Wir spazieren durch Bukarest und besichtigen die Sehenswürdigkeiten der Innenstadt. Danach parken wir Caja im Camper und machen uns auf den Weg zum vereinbarten Restaurant.
Wir geniessen ein feines Nachtessen und eine entspannte Runde, mit vielen Geschichten und Erlebnissen mit Therese, Ursi und den zwei Tonis.
Zurück bei unseren Fahrzeugen laden uns Therese und Toni noch zu einem Absack in ihr Wohnmobil ein. Da alle ein bisschen Müde sind, löst sich die Runde aber bald auf.
Am Sonntagmorgen verabschieden wir uns von den Anderen. Sie unternehmen noch eine Besichtigung der Ceaușescu-Villa, die ehemalige private Residenz des rumänischen Diktator.
Wir wollten eigentlich den über 2000m hohen Bâlea-Pass überqueren - aufgrund seiner Trassierung auch "Straße in die Wolken" genannt - aber leider hat der Übergang immer noch Wintersperre
Wir fahren weiter Richtung Barisov und möchten zuerst die "Salina Slănic Prahova", ein Salzbergwerk, besuchen. Aber leider erreichen wir das Besucherzentrum kurz vor der Schliessung und Montag und Dienstag ist es geschlossen. Schade, wäre ein eindrücklicher Besuch gewesen, aber stressen wollen wir nicht und zwei Tage warten ebenfalls nicht.
Wir fahren in die Karpaten, über einen kleinen Pass ins nächste Tal, wo die Strasse nach Barisov führt. Wir folgen der Hauptstrasse und sind auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Im Sommer ist die Region ein beliebtes Wandergebiet mit vielen Zeltplätzen, aber so früh im Jahr ist noch alles geschlossen.
Wir fahren zum Parkplatz der "Cabana Varful Ciucas". Ein Parkplatz von wo aus man zu einer Hütte wandern oder sich hochfahren lassen kann. Da sitzt doch tatsächlich eine Frau in einem Hüttchen und kassiert Parkgebühren ein. Also sie sitzt, der Parkplatz ist leer...
Wir fragen die nette Frau, ob wir hier übernachten dürften und was es kostet. Sie weiss es nicht, aber telefoniert mit ihrer Chefin in der Hütte. Sie verlangen umgerechnet €20.-!!! Wir finden es ein bisschen viel, wir stehen nur eine Nacht auf dem Parkplatz. Sie muss noch einmal telefonieren und die Situation erklären. Ok €10.- wären für parken auch in Ordnung. Sie hätten gedacht, wir wollten noch zur Hütte hoch gefahren werden... Es ist immer noch teuer aber wir willigen ein.
Die Nacht auf über 800m wird kalt, unter dem Gefrierpunkt, aber dank unserer Heizung frieren wir nicht.
Am nächsten Morgen, nach dem Morgenspaziergang mit Caja und dem Morgenessen fahren wir weiter über 18 Spitzkehren hoch auf den Bratocea-Pass auf etwas über 1200m, knapp unter der Schneegrenze. Danach geht es wieder 40km runter nach Brasov oder Kronstadt. Wir erreichen die Region Siebenbürgen oder Transsylvanien.
Als erstes besuchen wir aber das Dracula Schloss in Bran. Bran liegt etwa 30km südwestlich von Kronstadt. Das Schloss Törzburg diente als Vorlage für den Roman Graf Dracula und ist ein beliebter Touristenort.
Vor dem Schloss durchquert man unzählige Souvenirstände. Heute hat es nicht so viele Touristen, aber für uns ist es trotzdem grenzwertig, wir mögen uns nicht vorstellen, wie es in der Saison abgeht... vorallem die vielen Selfieknipser sind jetzt schon penetrant. Das Schloss wurde erst vor kurzem renoviert und ist recht interessant und schön, mit ein paar tollen Dracula-Videoanimationen.
Nach der Inspektion der Souvenierstände fahren wir zurück nach Barsov.
Kronstadt ist eine hübsche Stadt und man hat das Gefühl, irgendwo in Deutschland zu sein. Die Altstadt ist sehr gepflegt und die meisten Häuser sind renoviert oder gut in Stand gehalten. Wir bummeln durch die schöne Altstadt, aber leider windet es immer stärker und so "müssen" wir unser Zvieri, statt auf dem "Piața Sfatului", dem Ratsplatz in der etwas windgeschützteren Strada Republicii einnehmen.
Barsov - Kronstadt hat uns sehr gut gefallen aber zum übernachten fahren wir noch ein Stück ausserhalb. In Zeiden / Codlea, welches ebenfalls sächsische Wurzeln hat finden wir auf dem Festplatz am Waldrand einen ruhigen Stellplatz. Hier findet jedes Jahr das bekannte Kronenfest statt. Das Fest wurde ursprünglich von den sächsischen Bewohner als Kinderfest gefeiert. Mit der Deportation der deutschen Bevölkerung nach dem zweiten Weltkrieg konnte sich das Fest trotzdem halten. Unterdessen kommen viele Besucher her, nur um authentische, rumänische Volks- und Blasmusik zu hören und Volkstänze in Trachten zu verfolgen. Lagerfeuer, Feuerwerk und verschiedene Leckerbissen und Getränke dürfen auch nicht fehlen.
Als nächstes Ziel haben wir Sibiu oder Hermannstadt auf dem Radar. Auf dem Weg dahin besuchen wir das ehemalige Zisterzienserkloster Mănăstirea Cisterciană / Kloster Kerz. Trotz regnerischem Wetter sind die Mitglieder der Kirche fleissig an der Frühlingsbepflanzung der sehr schön gepflegten Kirche und der Klosterruinen. Wir dürfen aber trotzdem, die Anlage anschauen.
Eindrücklich ist der Soldatenfriedhof, wo die meisten beigesetzten Soldaten scheinbar am gleichen Tag 1916 umgekommen sind...
Weiter geht es nach Sibiu. Wir finden direkt neben der Altstadt einen bewachten Parkplatz. Hermannstadt hat ebenfalls eine sehr schöne "Centrul Istoric" - Altstadt im sächsischen Stil, mit vielen schönen Gebäuden und hübschen Plätzen. Das Wetter ist leider immer noch unangenehm und so beenden wir unseren Stadtrundgang ohne Apéro in einem der vielen Strassenbistros.
Über WhatsApp haben wir von unseren Aargauer Freunden vernommen, dass sie auch in Hermannstadt auf einem Parkplatz ausserhalb der Stadt stehen. Sie wollen die Stadt aber erst Morgen besichtigen. Wir fahren zu ihnen und genehmigen uns im Womo von Therese und Toni den ausstehenden Apéro. Wir verabschieden uns aufs nächste Mal. Sie wollen am Morgen früh in die Stadt fahren, damit sie noch einen Parkplatz finden.
Wir geniessen danach in unserer Einraumwohnung ein feines, von Marianne kredenztes, Nachtessen.
Am Mittwoch fahren wir weiter nach Karlsburg - Alba Iulia. Von Mathias, einem ehemaligen Arbeitskollegen von Andi haben wir den Tipp erhalten, dass die Stadt wirklich sehenswert ist. Die Stadt heisst Alba Iulia und die Burg Alba Carolina. Wir parken neben der Zitadelle Alba Carolina, der riesigen, eindrücklichen Befestigungsanlage. Wir spazieren durch die sehr schöne, sternförmige Befestigungsanlage mit den Kathedralen und anderen imposanten Gebäuden. Danach überqueren wir den "Parc cetate" mit dem Springbrunnen und kommen in den "Bulevardul Transilvaniei" wo wir zur "Biserica Pogorârea Sfântului Duh" einer orthodoxen Kirche, welche nach 16 Jahren Bauzeit, 2006 geweiht wurde. Nach einem Kaffeestopp müssen wir feststellen, dass das Wetter etwas dagegen hat und so sind wir zurück zum Camper.
Zum Übernachten haben wir uns zwei, drei Plätze am Fluss Mieresch mit Park4Night herausgesucht und über GoogleMaps kontrolliert, ob sie anfahrbar und nicht irgendwo in einem Quartier oder an der Strasse sind.
Wir haben eine ruhige Nacht am Ufer der Mieresch, auch wettermässig, der angesagte Regen bleibt aus.
Am nächsten Morgen bei der "geschäftlichen" Runde mit Caja kommen drei "Ciobănesc Românesc Carpatin", rumänische Hirtenhunde, ziemlich angriffig, bellend auf Andi und Caja los. Aber Andi kann sie mit laut ansprechen auf Distanz halten und Caja gibt anschliessend von hinten auch noch ihren Kommentar dazu. Die Hunde begleiten Andi und Caja die längste Zeit, aber immer auf Distanz. Caja wird mutig und sucht Kontakt zum Weibchen, was auch funktionieren würde, aber der grosse Rüde hat etwas dagegen und wird aggressiv. Andi greift ein und der Rüde weicht wieder zurück. Später verzieht sich die Gang. Auch wir fahren später bei hoher Luftfeuchtigkeit weiter.
Nächstes Ziel, Diemrich - Deva, mit einer gewaltigen, 800 jährigen Burg auf dem Berg. Aber die Standseilbahn ist wegen technischer Wartung ausser Betrieb und beim unterdessen eingesetzten Regen lassen wir die Besichtigung bleiben. Das nationale Zentrum für Frauenturnen befindet sich direkt neben der Standseilbahn in Deva, aber die Stadt selber, finden wir, ist nicht speziell sehenswert und so fahren wir weiter nach Hunedoara - Eisenmarkt.
Hier befand sich einst die zweitgrösste Eisenhütte Rumäniens, ist heute aber weitgehend stillgelegt. Auf dem Areal der Giesserei befindet sich nun ein grosser Parkplatz und ein Womo-Stellplatz. Unser Camper ist das einzige Fahrzeug auf dem ganzen Areal. Die Burg Hunedoara - Castelul Corvinilor von Eisenmarkt werden wir Morgen anschauen.
Am nächsten Morgen besuchen wir das Schloss und Caja bewacht unseren Camper. Die Anlage wird im Moment renoviert, ist aber gleichwohl für die Besucher offen. Zum Glück hat es nicht so viele Touristen und in der riesigen Burg verteilen sie sich gut. Das Schloss ist eindrücklich mit den hohen Türmen und Befestigungsanlagen. Wir steigen Treppen hoch und runter, durchqueren grosse Säle und Räume mit Ausstellungen über die Burg und schiessen Fotos.
Nach der interessanten Besichtigung ist unser nächstes Ziel das Hundeheim in Oțelu Roșu. In der Türkei hat uns Silke von diesem Projekt erzählt und gemeint, wir müssen unbedingt vorbei gehen.
Die Landstrasse führt um einen Bergzug, aber wir möchten direkt über die Berge fahren. Nachdem wir den GPS (Garmin und Googlemaps) als Zwischenziel Toplița eingeben, spucken beide einen Weg über die Berge aus. Wir fahren von Eisenmarkt in ein Tal und kommen zu einem Stausee , dem Lacul Cinciș, welcher im Sommer scheinbar, anhanden der vielen Gästehäuser, Hotels und Campings, ein beliebtes Feriengebiet ist. Weiter hinten im Tal in Toplița verzweigt sich die Strasse und diejenige welcher wir folgen sollte wird eine Kiesstrasse. Wäre ja eigentlich kein Problem, aber beim genaueren Studium von den Satellitenbilder müssen wir feststellen, dass wir die Berge in dieser Jahreszeit nicht auf diesem Weg überqueren werden können. Zudem ist noch Regen oder Schnee im Anmarsch.
Wir fahren die 20km wieder retour, aber wenn wir einmal im Herbst hier sind dann...
So folgen wir halt der normalen Strasse nach Oțelu Roșu und zum Hundeheim.
Wir werden von Tanja, der Leiterin der Station, freundlich empfangen. Nachdem wir erklärt haben, dass wir dank Silke hier auftauchen, gibt es Kaffee und Tanja erzählt uns über ihr Hundeheim und die über 160 rumänischen Strassenhunde. Anschliessend dürfen wir mit ihr eine Runde durch die Zwinger machen. Es ist traurig, was für gute Hunde hier, zwar eine gesicherte Zukunft haben und gut gehalten werden, aber gleichwohl eingesperrt sind, obwohl sie jeden Tag im Auslauf einen Freigang haben. Die Wenigsten haben leider eine Aussicht auf ein neues Plätzchen an einem guten Ort. Wir sind beeindruckt von der Arbeit und Hingabe, die Tanja und ihr Team leisten um die Hunde einzufangen, zu pflegen und betreuen und ihnen ein zu Hause bieten. Wir haben auf unserer Reise unzählige Strassenhunde gesehen und ihre Schicksale haben uns immer traurig gestimmt.
Wir entschliessen uns, eine Patenschaft für Cora zu übernehmen.
Wenn jemand auch eine Patenschaft übernehmen möchte oder noch besser, einen Hund adoptieren will:
Wir verlassen ziemlich aufgewühlt das Hundeheim...
Zum Übernachten fahren wir nach Lugosch / Lugoj und finden einen Parkplatz in einem ruhigen Quartier am Fluss Temesch.
Unser nächstes Ziel ist im Herrschaftsgebiet Banat, das eine historische Region in Südosteuropa ist, welche heute in den Staaten Rumänien, Serbien und Ungarn liegt. Wir besuchen Timișoara, ein Ort mit etwas über 250'000 Einwohner*innen und finden einen bewachten Parkplatz direkt neben dem Zentrum.
Die sehenswerte Stadt war 1989 Ausgangspunkt der rumänischen Revolution (unglaubliche Geschichte) und endete am 25. Dezember in der bleihaltigen Hinrichtung von Diktator Nicolae Ceaușescu und seiner Frau Elena!
2023 war Timișoara Europäische Kulturstadt.
Heute ist Samstag und so hat es recht viele Menschen in der schönen, übersichtlichen Altstadt. Wir schlendern durch die Fussgängerzone und bestaunen die vielen, schönen Gebäude, Kirchen und Plätze.
Nach dem Besuch der schönen Stadt Timisoara ist wieder einmal Nachtplatz suchen angesagt. Hier im Westen von Rumänien Richtung Ungarn ist die Landschaft wieder sehr flach, viel Landwirtschaft und es hat auch fast keine Wälder oder Büsche. In den Apps gibt es keine brauchbaren Vorschläge und Campings hat es praktisch keine...
Ausser einem! Wir sind allerdings ein wenig skeptisch, ob er wirklich offen ist und eigentlich ist es gar kein Camping, es gibt scheinbar keine Entsorgung und auch kein Frischwasser, dafür ein Restaurant und einen See. Wir fahren mal hin, es liegt ja am Weg. Irgendwo in der unendlichen Weite vom Banat, Felder bis zum Horizont und eine endlose, gerade Strasse, zweigt ein Kieselweg ab und ein Wegweiser weist 1,5 km zum Restaurant "Luna, apa și timpul".
Die Gravelroad führt über die Felder und keine Spur von einem Restaurant. Nach einem Kilometer sieht man, dass eine Senke kommt und siehe da, ein kleiner See mit einer Insel und einem Häuschen darauf erscheint. Total idyllisch.
Am Ufer des Teiches stehen diverse Fischer und baden ihre Würmer. Wir folgen dem Weg um den Tümpel zum Damm zum Restaurant. Ein Jüngling, scheinbar der Sohn vom Haus, erklärt uns in gebrochenem Englisch, dass das Restaurant geschlossen ist aber wir können auf dem Parkplatz übernachten und es kostet nichts. Das ist sehr nett, danke.
Wir richten uns am Seeufer ein. Es ist wieder sehr kalt und ein Fischer nach dem andern verschwindet, auch die Besitzer vom Restaurant sind bald weg. Wir sind alleine hier und geniessen eine stille, kalte Nacht mit den Fischen und dem Hund vom Haus, welcher es sich vor unserem Camper bequem macht, er will wahrscheinlich nicht alleine sein.
Wir füttern ihn mit ein paar Goodies und als Andi und Caja um Mitternacht noch einmal raus gehen, erschrecken sie ein wenig, weil der Hund immer noch vor unserem Camper liegt.
Am Sonntagmorgen, nach der Pinkelrunde mit Caja, frühstücken wir und schmieden die Pläne und Route für den Tag, als ein jüngerer, asiatischer Mann zu uns an den Camper kommt und meint: "Die Chefin würde uns gerne einen Kaffee offerieren... ok, gut wir kommen gleich.
Im Restaurant empfängt uns die Chefin und lässt uns Kaffee und Tee bringen. Zuerst gäbe es Suppe. Beef oder Chicken? Wir entscheiden uns für je eine.
Der Jüngling bringt die Suppe... zwei riesige Teller. Wir denken, puuuaaah zum Glück haben wir schon gefrühstückt!
In der Küche hören und riechen wir, es wird weiter gekocht! Kurze Zeit später bringt die Chefin zwei Teller voll mit Kartoffelbrei, einer mit Meatballs und einer mit Chicken. Dazu noch ein Focacciabrot, ein volles Menu und es ist noch nicht einmal elf Uhr! Wir intervenieren und meinen, dass sei viel zu viel. Die Chefin meint, das ist rumänische Gastfreundschaft und normal. Andi kämpft sich ein Stück durch das Essen. Marianne erklärt der Chefin, dass wir bereits gegessen hätten und dass es sehr gut ist, aber einfach viel zu viel.
Wir einigen uns mit ihr, dass wir das Essen mitnehmen dürfen und erhalten noch Pancakes als Dessert.
Als wir unsere Konsumation bezahlen wollen, erklärt uns die Chefin, wir seien ihre Gäste und wir dürfen nichts bezahlen, wir könnten ihrem Lokal einen guten Eintrag im Internet machen. Ab nächster Woche sei der Camping bereits wieder gut ausgebucht.
Wir bedanken uns für das grosszügige Essen und verabschieden uns.
Unser nächstes Ziel liegt bereits in Ungarn.
Rumänien war ein interessantes Land mit völlig verschiedenen Landschaften. Die grossen, unendlichen Weiten am Schwarzen Meer und auch wieder im Westen vom Land, die Berge der Karpaten und die liebliche Gegenden mit den schönen Städtchen in Siebenbürgen. Die Unterschiede zwischen den "reichen" Städten und der eher "ärmlichen" Landbewohner... Aufgefallen sind uns auch die vielen, alten und verfallenen Häuser und Industrieanlagen.
Aber Störche und Storchennester, auf Strommasten oder auf Gebäuden sieht man im ganzen Land.
Die Menschen sind uns ein bisschen misstrauisch gegenüber Fremden vorgekommen, aber sobald man mit ihnen ins Gespräch kommt, werden sie freundlich und hilfsbereit.
Die jüngeren Generationen sprechen oft englisch und in Siebenbürgen gibt es viele Deutschsprachige.
Rumänien, ist immer wieder eine Abenteuerreise wert.